Besucherbergwerk "Grube Ludwig"

Grube Ludwig – Geschichte unter Tage erleben
Das Besucherbergwerk Grube Ludwig im Überwald lädt dazu ein, in die spannende Welt des historischen Bergbaus einzutauchen.
Wo früher hart gearbeitet wurde, können Besucher heute die faszinierende Atmosphäre eines echten Bergwerksstollens hautnah erleben.
Mit großem Engagement und rund 5.500 Stunden ehrenamtlicher Arbeit haben die Bergwerksfreunde des Überwälder Museums- und Kulturvereins die Grube liebevoll freigelegt und instand gesetzt. Schlamm und Gestein wurden entfernt, Sicherheitsmaßnahmen getroffen – sodass der Stollen auf ca. jetzt wieder vollständig begehbar ist.
Die Grube Ludwig in Wald-Michelbach (Am Wetzel) ist immer am letzten Samstag im Monat von 10 bis 14 Uhr geöffnet. Führungen finden aber auch an anderen Terminen auf Anfrage statt. Nutze dazu unser Kontaktformular.
🎟️ Der Eintritt ist frei. Wir freuen uns jedoch immer über Spenden, die den Unterhalt des Bergwerks sichern.
Ein Besuch lohnt sich für Familien, Schulklassen, Geschichtsinteressierte und Geologiebegeisterte gleichermaßen.
Manganerzstollen „Ludwig“

Im Odenwald wurden während vieler Jahrhunderte Bodenschätze gefördert. Nicht weit von Wald-Michelbach bei Weschnitz am Rande des Überwaldes ist der Ab¬bau von Erzen schon für das Jahr 795 belegt. In unserem Raum sind es zahlreiche Flurnamen und die Nennung von Eisenwerken, -hämmern und -schmelzen in alten Quellen, die an den mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Bergbau erinnern.
Gesucht wurde zunächst nach Eisen. Die Energie zum Antrieb der schweren Hämmer lieferte der Ulfenbach, das Holz zur Verhüttung der ausgedehnte Wald. Noch sehr gut erhalten ist die Erinnerung an
die Blütezeit des Überwälder Bergbaus in der Zeit von 1895 - 1912. Hunderte von Bergleuten fanden in jenen Jahren ein gutes Auskommen in den zahlreichen Gruben und Stollen. Zu nennen ist vor
allem die lothringische Firma de Wendel, die Mangan und auch Schwerspat abbauen ließ.
Eine mit Dampfkraft betriebene Drahtseilbahn beförderte die Erze über 2,8 km zum neuen Bahnhof in Unter-Wald-Michelbach. Allein im Feld "Aussicht" am Fuße des "Toten Mannes" im Süden von
Wald-Michelbach wurden über 300.000 t Erz abgebaut.
Nach Gründung des "Überwälder Museumsvereins" und nach ehrenamtlichem Ausbau, Gestaltung und Bestückung des Heimatmuseums, wurden einige Mitglieder mit der ebenfalls ehrenamtlichen Auffahrung der
alten Grube "Ludwig" aktiv.
Es sollte ein museales Industriedenkmal erhalten werden bzw. besichtigungsreif entstehen. So wurde man aktiv bei dem Besitzer des Grundstückes, der Gemeinde Wald-Michelbach, und dem Bergamt
Weilburg, um die erforderlichen Genehmigungen für das Vorhaben zu erhalten. Die Genehmigung für den Besucherstollen wurde 1994 erteilt. Allerdings mussten wir einen neuen Stollenmund schaffen und
ein Tor anbringen. In der Zwischenzeit wurden in mehr als 5.300 freiwilligen Arbeitsstunden der ehemalige Bergbaustollen von Schutt und Schlamm geräumt, der sich aus den alten Abbau-Schächten in
den Stollen bewegt hatte. Der Stollen wurde damals durch Urgestein, d. h. Granit gesprengt.
Die alten Verbauungen wurden ersetzt. Wegen des ausströmenden Bergwassers musste eine Rinne angelegt und ein befestigter Weg geschaffen werden. Der Stollen ist bis 85 m zu befahren. Die in die
Abbaubereiche führenden vier Schächte wurden verbaut und gesichert. Im Stollen ist eine fast gleichmäßige Temperatur von 8-11 Grad Celsius.
Mit der Erfindung der Konvertertechnik beim Schmelzen konnte man nun auch Stahl in verschiedenen Legierungen herstellen, Dem Roheisenschmelzgut wurden noch andere Mineralien zugefügt. Dazu zählt auch Mangan (Mn). Es erhöht die Festigkeit des Stahls. Unser Gebiet, auch die Gemarkung Wald-Michelbach, liegt an der Nahtstelle des Kristallinen- zum Sandstein-Odenwald. In einem früheren Schriftstück der Hess. Oberen Bergbaubehörde ist u.a. zu lesen:
"Das Manganeisenerz des Odenwaldes ist gebunden an einen bestimmten geologischen Horizont, den sogenannten Zechstein, der ursprünglich als eine gering mächtige Schichtenfolge von Kalk abgelagert,
später an vielen Stellen in Dolomit (Magnesiakalk) umgewandelt und durch eisen-und manganführende Lösungen mehr oder weniger in Erz umgewandelt ist. Der Zechstein hat sich auf dem welligen
Untergrund von Granitge¬steinen derart abgelagert, dass er zunächst die Buchten und Tiefen dieser älteren Gesteine ausgefüllt und mit annähernd waagrechten Schichten eingeebnet hat.
Später ist er von den Schichten des bunten Sandsteins in mächtiger Folge überdeckt worden. In noch späterer Zeit haben die gesamten Schichten eine geringe. Neigung nach Südosten erfahren und sind
noch später durch oberflächliche Verwitterung soweit wieder entfernt worden, dass heute auf der geologischen Karte der Zechstein als schmales Band unter dem noch immer mächtigen Buntsandstein
hervor¬schaut und somit auch im Grundriss gesehen, den östlichen Buntsandstein-Odenwald vom westlichen Granit-Odenwald auf lange Strecken hin sichtbar trennt."
So setzte in den Jahren ab 1870 bis zur Jahrhundertwende ein regelrechter Run zum Erwerb der Mutungsrechte (Abbaurechte) ein.
Ab 1888 wurden einige Bergbaugesellschaften in unserem Gemeindegebiet tätig. Dies waren
- die Firmen Hesse & Schulte bzw. Dillinger Hüttenwerke in den Erzfeldern "Ludwig" und "Morgenstern"
- die Firma de Wendel, Hayingen im Erzfeld "Aussicht".
In diesen Gruben waren damals bis zu 300 Bergleute beschäftigt. Aber schon nach 25-30 Jahren wurden die Gruben wieder geschlossen. Waren die Lager erschöpft oder gab es andere Schwierigkeiten? Wir wissen es nicht.

Besonderes Interesse findet auch heute noch der einstige Wasserkastenaufzug, durch den das gebrochene Erz mittels Schwerkraft aus dem Stollen geholt wurde. er ist in der Bergbauabteilung im "Überwaldmuseum" (Bild) zu sehen.
Öffnungszeiten
Wir bieten nach Anmeldung sehr gerne Führungen an, vorzugsweise für Gruppen ab 5 Personen.
Führungen sind nur vom 1.April bis zum 31. Oktober möglich!
Um eine Führung zu organisieren benötigen wir ca. 2 Wochen Vorlauf.
Die Grube ist in der Regel jeden letzten Samstag im Monat von April bis Oktober von 10 Uhr bis 14 Uhr für Besucher geöffnet
Ansprechpartner
Zukunftsoffensive Überwald GmbH
+49 (0) 6207 942426
oder Kontaktformular verwenden
Adresse
Die Grube liegt am Wetzel
69483 Wald-Michelbach
